Under Dekonstruktion
siehe vorläufig Leib und Seele

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Innerlichkeit - This Mortal Coil: 2006-10-27
Innerlichkeit - This Mortal Coil
Samstag, 28. Oktober 2006
Religion und Eros
Das Religiöse und das Geschlechtliche sind die beiden stärksten Lebensmächte. Wer sie für ursprüngliche Widersacher hält, lehrt die ewige Zwiespältigkeit der Seele. Wer sie zu unversöhnlichen Feinden macht, zerreißt das menschliche Herz. Und es ist zerissen worden! Wer über Religion und Erotik nachsinnt, muß den Finger an eine der schmerzlichsten
Wunden legen, die in der Tiefe des Menschen blutet.
(...)
Denn wenn es nicht gelingt, Religion und Erotik in eine neue, nahe und glückliche Beziehung zu setzen und die Menschlichkeit mit der Geschlechtlichkeit auszusöhnen, wird es nicht zu einer Wiedergeburt der Religion kommen, auf die heute viele hoffen und von der sie alles erwarten. Wenn es aber gelänge, so erhielte der Eros eine neue sakrale Würde, die Religion eine neue vitale Kraft, und der Mensch, hart geworden in den Irrtümern von Jahrtausenden, zerrissen und seiner Einheit beraubt, fände mit der Einheit auch den verlorenen Frieden seiner Seele wieder.
So schreibt der 1897 in Sonneberg, Thüringen, geborene Walter Schubart in der Einleitung zu seinem 1941 erstveröffentlichten Buch "Religion und Eros", das 1966 bei C. H. Beck in München wiederveröffentlicht wurde. 1940 versuchte er aus Riga, Lettland, wohin er 1933 aus politischen Gründen gegangen war und an der dortigen Universiät eine Dozentur für Philosophie innehatte, vor dem Einmarsch der Russen zu fliehen. Walter Schubart ist seitdem mit seiner Frau verschollen.

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Gärtner oder Gott?


Französische Postkarte ca. 1900

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Mehr Islam im Öffentlich-Rechtlichen
Böhmer fordert Muslim-Vertreter in Rundfunkgremien
Aktuelles vom Freitag, 27.10.2006


Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Maria Böhmer fordert, dass in den Aufsichtsgremien von ARD und ZDF künftig Muslime vertreten sein sollen. Die 3,5 Millionen in Deutschland lebenden Muslime seien auch Hörer und Zuschauer öffentlich-rechtlicher Sender, so Böhmer gegenüber der Zeitung "Die Welt". "Deshalb ist es folgerichtig, wenn auch sie in den Gremien vertreten sind und in den Programmen entsprechende Angebote finden." Darüber hinaus fordert Böhmer, dass öffentlich-rechtliche und private Sender mehr über den Islam informieren.

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Die dunkle Seite
Paulo César Fonteles de Lima (geb 1949) war Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts zusammen mit seiner schwangeren Frau unter der brasilianischen Militärdiktatur (1964 - 1985) wochenlang gefoltert worden. Er war Mitglied der Acao Popular. Fonteles' Gedichte zeugen von Grausamkeit und Gewalt unter der Diktatur und sind schwer zu ertragen und oft verstörend. Das Buch Wenn der Tod sich nähert, nur ein Atemzug ist im Matthes & Seitz Verlag Berlin gerade erschienen.

Dämmerung

Gitter.
Dicke Eisenstäbe.

Blut.
Geschmack nach Tod im Mund.

Folter.
Kapuze, Telefon, Papageienschaukel.

Tod.
Die Kälte der Waffe an den Schläfen.

Dort draußen, rötet sich
der Morgen.

Und die Arbeiter gehen weiter
zu den Baustellen.

(Die Frage stellt sich, ob Kunst und Dichtung unmenschliches Grauen verdoppeln kann und soll und damit in Gefahr gerät, den Horror zu ästhetisieren. Oder ob solche Zustände nicht besser in einer schnörkellosen Dokumentation angeprangert werden müssen. Was wäre, wenn Lyrik das KZ-Grauen versuchte zur Sprache zu bringen. Ich fürchte, da muß Kunst schweigen. Andererseits haben ja Generationen von Künstlern die Kreuzigung versucht darzustellen...)
Gruenewald, Kleine Kreuzigung

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Ausstellung Thomas Grötz, Forum Bergmannsglück, Gelsenkirchen
Einführung zur Ausstellung "Bestelle Dein Haus" (Thomas Grötz), Okt.-Nov. 2006
Von Jürgen Kramer


„Bestelle Dein Haus“ so nennt Thomas Grötz seine Ausstellung von Gemälden aus hauptsächlich den letzten beiden Jahren.
„Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben“, so spricht der Herr durch Jesaja zu König Hiskia.

Wie bestellt man sein Haus? Und was ist das Haus des Menschen?


Bevor ich diese Fragen beantworte, einen kurzen Hinweis auf das Menschenbild, das hier vorausgesetzt wird. Zitat: „Der Mensch ist nicht Erzeugnis der Sinnenwelt, und der Endzweck seines Dasein kann in derselben nicht erreicht werden. Seine Bestimmung geht über Zeit, und Raum, und alles Sinnliche hinaus“, so schreibt Johann Gottlieb Fichte in seiner Schrift „Die Bestimmung des Menschen“ von 1800, die von den Romantikern gelesen wurde
Im Übersinnlichen finden wir das Wesen des Menschen und zwar in seinem Selbstbewußtsein, seinem Ich. „Ursprünglich ist nichts als das Ich, und zwar als oberste Bedingung gegeben“ (Schelling).
Aber dieses Ich, dessen sich der Mensch bewußt ist, also dieses sein Wesen, deckt sich nicht mit dem Alltags-Ich und einem gewissen Egoismus. Dieses Ich in den Tiefen des menschlichen Seins verborgen, ist eher die Seele.

Also zurück zu der Frage: “Was ist das Haus des Menschen, das bestellt werden soll“. Es ist seine übersinnliche Seele.
Das Haus des Menschen ist seine Seele, die „innere Burg“, wie Teresa von Avila sagt.

Wenn der Mensch, vielmehr sein Wesen, sein Selbst und das Ich (jenseits aller Psychologie) im Innern, in der Seele aufgehen und wohnen, dann bedeutet das Wort Jesajas nichts weniger, als das dieses Innewohnen in Ordnung gebracht werden muß, „denn du wirst sterben“.

Das Seelenleben in Ordnung bringen, welche wesentlichere Aufgabe könnte der Kunst noch zufallen. Kunst als spirituelle Therapie. Da gibt es allerdings die feinen Unterschiede. Ich glaube nicht, das Andy Warhols Suppendose als spirituelle Therapie gedacht ist. Es ist eine andere Kunst, die dieser hohen Aufgabe erst gerecht werden kann und die wir bevorzugt in unserem Forum präsentieren.
Thomas Grötz’ Gemälde, könnte man unter einem Titel zusammenfassen, nämlich z.B. „Innere und äußere Räume und der Übergang zwischen ihnen“, die Schwelle also, die Schwellensituation.

Nur in zwei Lexika habe ich etwas zur Schwelle gefunden.
Im „Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens“, ein faszinierendes zehnbändiges Werk voller Imaginationen, ist der Artikel zur Schwelle ca. 30 Spalten lang. Ich möchte hier nur den Anfang zitieren:

„Die Schwelle ist mit der Tür und der Oberschwelle als Eingang des Hauses eine wichtige Grenze, die die fremde feindliche Außenwelt, von der geschützten häuslichen trennt. An der Schwelle sammeln sich allerhand Geister, die das Haus bedrängen und die durch die verschiedensten Maßnahmen und Zauber zurückgehalten werden müssen.“ Soweit das Handwörterbuch, in dem auch vermerkt ist, das es in früheren Zeit üblich war, unter der Schwelle zu bestatten.

Im spirituellen Sinn ist die Schwelle der Übergang zwischen einem Diesseits und einem Jenseits. In einem anderen Lexikon, dem ABC der Anthroposophie, wird ebenfalls die Schwelle aufgeführt.
Es heißt dort:
„Schwelle der geistigen Welt ist bei Steiner eine immer wiederkehrende Bezeichnung für die Übergangsstelle vom Diesseits zum Jenseits, die der Geistesschüler auf dem Weg in die höheren Welten zu passieren hat“ Und weiter: “Sie ist diese Stelle als Grenze welche Sinneswelt von Geisteswelt trennt. Sie wird bewacht vom Hüter der Schwelle (dessen kompliziertes Wesen ich hier nicht beschreiben kann), der Unvorbereitete vor den übermächtigen Eindrücken der geistigen Welt schützt.“ Usw.

Der Maler, Thomas Grötz, den ich nun vor ca. 15 Jahren zum ersten Mal begegnete, ist so ein Geistesschüler – und sicher auch –Meister – von dem Rudolf Steiner spricht. Insofern Thomas Grötz sich zu dem Weg eines Adepten bekennt – und in seiner Malerei sind viele Indizien, die dafür sprechen – ist er ein Lernender, ein Suchender, ein Wachsender. Er befindet sich auf einen spirituellen Weg, er ist ein Pilger des Geistes.

Sein Buch über Morandi nennt Phillipe Jaccottet „Der Pilger und seine Schale“ und hat dabei den Künstler Morandi im Blick. Es gibt also die Idee des Künstlerpilgers. Ich vermute, dass dieser Gedanke schon bei Stefan George und seinem Kreis aufgetaucht ist.

Der Künstlerpilger ist in seiner Arbeit am Kunstwerk unterwegs. Er ist auch unterwegs zu sich selbst. Er überschreitet ständig neue Schwellen und entdeckt neue Räume, die wie die „innere Burg“, die Seelenburg der Teresa von Avila sich um den zentralen geheimnisvollen Seelenraum gruppieren.

Die erste mystische Vision dieser „Seelenburg“ beschreibt die heilige Teresa mit folgenden Worten: „Gott zeigte ihr eine wunderbare Kristallkugel nach Art einer Burg mit sieben Wohnungen. In der siebten, die im Mittelpunkt sich befand, war der König der Herrlichkeit im vollsten Glanz, der die Wohnung bis zum Umkreis erleuchtete und verschönte. Je mehr sie am Licht teilhatte, um so näher war sie dem Mittelpunkt.“ Usw.

Wenn Sie nun die Gemälde des Thomas Grötz betrachten, liebe Freunde des Forums, dann ist die Auseinandersetzung mit dem einzelnen Werk erst wirklich fruchtbar, wenn Sie dessen Symbolismus zu Haus, Kosmos und Türen mit dazusehen und dazudenken.

Ein mittelalterlicher Dichter um 1250 wußte schon zu sagen:
„Wir sind Pilger alle und ziehn ferne hin.
In der Sünden Falle steckt tief mein Sinn,
das ich ihn draus nicht zu brechen vermag.“


Ich wünsche viel Vergnügen bei der spirituellen Reise durch Thomas Grötz’ Bildwelten.
Danke schön

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