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Innerlichkeit - This Mortal Coil: 2007-07-10
Innerlichkeit - This Mortal Coil
Dienstag, 10. Juli 2007
Hagar vom Engel getröstet




"Hagar - Eine Magd, ein Schicksal

Hagar
[hebr.] die Vornehme (hebr.)
Stammmutter der Volkes Isral. Lebte ca. 2000 v. Chr.
Gedenktag
katholisch, 9. Oktober

In der Bibel ist Hagar die Magd von Sara. Sie ist auch die Mutter des Ismael. Abraham verstößt sie jedoch nach der Geburt seines Sohnes.

Im Neuen Testament deutet Paulus den Namen der Hagar allegorisch aus und versteht darunter den "Stein" (Berg) der mosaischen Gesetzgebung.

Viele Fabeln über Hagar finden sich bei den Moslems, die sie als Stammmutter der ismaelitischen Araber verehren und zu ihrem angeblichen Grabe in Mekka wallfahren.

Hagars Geschichte ist eine Vorwegnahme der Geschichte der Israeliten. Sie enthält die Elemente des Judentums - obwohl doch Hagar ausgestoßen wird. Eine weitere Bedeutung des Namen "Hagar" ist die "Fremde". Das klingt vielleicht für deutsche Ohren negativ. Aber Juden sehen sich selbst in ihrer Geschichte als "Fremde".

Es gehört zum Judesein, "anders" zu sein. Darauf baut die jüdische Ethik auf. Gott selbst sagt zu den Israeliten: "Achte den Fremden, denn Fremde seid ihr in Ägypten gewesen". Moses, der ein Fremder am ägyptischen Hof geblieben ist, nennt seinen Sohn: "Gerschom" - "ein Fremder bin ich dort". Die Menschen, die ins Judentum übertreten, sind die "Gerim" - die "Fremden", die wir aufnehmen - und für die spezielle Schutzregelungen gelten.

Hagars Namen trägt also bereits eine prototypisches Bedeutung jüdischen Selbstverständnisses in sich. Die Bibel bezeichnet sie als die ägyptische "Magd" Saras. Es ist möglich, dass Hagar ursprünglich eine ägyptische Sklavin war. 400 Jahre lebten die Israeliten als Sklaven in Ägypten. Die Erfahrung der Sklaverei, das "Ganz-unten-Sein" in der Gesellschaft, an seinem Gott festzuhalten und die Hoffnung nicht aufzugeben - auch das ist einer der Bausteine der jüdischen Geisteshaltung. Um oben zu sein und dabei ethisch zu bleiben, muss man das "ganz-unten-Sein" auch kennen.

Den Weg "nach oben", den die Israeliten gegangen sind, ist Hagar bereits Jahrhunderte zuvor gegangen. Ihr Leben beginnt in jener Sklavenhaltergesellschaft Ägyptens, in der man in einen Stand hineingeboren wird, aus dem man den Rest des Lebens nicht mehr heraus kommt, und in der sich der Pharao als ein Gott wähnt. Hagar wird jedoch in die Familie Abrahams aufgenommen und kommt dort in Berührung mit dem Monotheismus. Sie wird aber auch hineingezogen in die Familienkonflikte von Abraham und Sara. Im Zuge dieser Verwicklungen gebiert sie Abrahams ersten Sohn - und wird aus Eifersucht von Sara in die Wüste geschickt.

Das klingt hart und ungerecht - so ungerecht, wie das Leben unter Menschen eben sein kann. Aber man sollte die Bibel nicht im Sinne von historisch wahren Begebenheiten lesen. Sie ist eine besondere Literatur mit einer dynamischen Botschaft. Auch in Hagars Leben steckt etwas, das allen Juden vertraut ist. So wie später die Israeliten am Berg Sinai, erfährt Hagar Jahrhunderte zuvor eine Offenbarung. Als eine von ganz wenigen Frauen in der Bibel erlebt sie eine direkte Gottesbegegnung - und zwar in dem Moment, in dem sie sich "ganz unten" wähnt, als es ihr scheinbar am schlimmsten ergeht. Sie erhält die Verheißung, dass auch ihr Sohn Vater eines großen Volkes wird - also, dass sie die Stammmutter der Ismaeliten, der Araber wird. So ist es gekommen: Hagar ist die Mutter aller Araber - Ur-Mutter von Millionen von Menschen. Für eine ursprünglich ägyptische Sklavin ist dies eine beachtliche Karriere.

Hagar - die Fremde, erlebt also ein jüdisches Schicksal - nicht als Mann, als Patriarch, sondern als Frau, als Mutter. Und obwohl sie ausgestoßen und verdrängt wird - kommt das Verdrängte wieder zurück. Ein paar Geschichten später kommt es zur ersten Begegnung von Ismaeliten und Israeliten.

Es gibt viele Stellen in der Bibel - sprachliche und narrative - die zeigen, wie verflochten das Schicksal Saras und Hagars, Isaaks und Ismaels, letztlich der Juden und der Araber ist.

Nehmen wir zum Beispiel das Wort "hören". Es hat in der jüdischen Religion eine große Bedeutung. "Höre Israel, der Ewige unser Gott ist eins" - "Schma Jisrael". Nicht sehen - sondern hören. Gemeint ist ein umfassendes Hören, auch ein nach innen Hören. Es sind die Israeliten, die Gott hören, und es ist regelmäßig Gott, der Israel hört. Hagar nennt ihren Sohn Ismail - Jischma el - Gott hat gehört/ Gott hört. Und Gott sagt zu Abraham, dem es nicht gefiel, dass Sara Hagar und Ismail verstoßen will: "Höre auf ihre Stimme" - "Schma bekolah". So sagte auch Rebekka zu Jakob: "Höre auf meine Stimme, in allem, was ich dir gebiete" - "Schma bekoli" - so redet sonst nur Gott zu den Israeliten.

Hagar ist also die "Fremde", die "Andere". Sara ist die "Gebieterin" und die "mit Gott Ringende". Hier haben wir in den beiden Frauen zwei jüdische Leitmotive, die es erlauben, einen direkten Bogen in die Gegenwart zu schlagen. Eine Kultur sollte diese Leitmotive nehmen: das Anderssein, ebenso wie das kämpferische Starksein. Die Geschichten sind wie sie sind. Niemand wird Hagars Schmerz ungeschehen machen können. Es ist ihr Recht, dass ihre eigene Erfahrung und ihr Umgang damit als "anders" gegenüber den Erfahrungen anderer anerkannt werden.
Hagar und Sara

Hagar - Saras Magd (Gen 16 und 21, 9-21)
Sara, die Frau von Abraham, kann lange Zeit kein Kind bekommen. Sie ist schon eine alte Frau. Aber Gott hat versprochen: Abrahams Familie soll zu einem großen Volk werden. Doch wie soll das gehen, wenn sie gar kein Kind haben? - Sara hat eine junge Magd aus Ägypten, Hagar. Sara sagt: Abraham soll Hagar nehmen. Vielleicht wird sie schwanger. Hagars Kind soll dann als Saras Kind gelten. - Gesagt, getan. Hagar wird schwanger. Aber dann kommt alles ganz anders, als Sara sich das vorgestellt hat. Denn Hagar hat auch ihren Stolz.."

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