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Innerlichkeit - This Mortal Coil |
Sonntag, 29. Juli 2007
Stoff und Form (Inhalt und Form)
rabe489, 19:29h
Aus: Sören Kierkegaard, Entweder - Oder, dtv Gesamtausgabe Die tausend Seiten lese ich mit wachsendem Vergnügen zum erstenmal vollständig. Sehr zu empfehlen, kein schwieriger philosophischer Text, sondern sehr lebendig geschrieben. Als Taschenbuch erhältlich.
". Die Ästhetiker nämlich, welche die dichterische Tätigkeit einseitig urgierten, haben diesen Begriff so sehr ausgeweitet, daß jenes Pantheon derart mit klassischen Schnurrpfeifereien und Bagatellen be- reichert, ja überladen worden ist, daß die natürliche Vorstel- lung einer kühlen Halle mit einzelnen bestimmten großen Gestalten völlig verschwand und jenes Pantheon eher zu ei- ner Polterkammer wurde. Jede in künstlerischer Hinsicht vollendete kleine Nettigkeit ist nach dieser Ästhetik ein klas- sisches Werk, dem absolute Unsterblichkeit sicher sei; ja in diesem Hokuspokus räumte man solchen Kleinigkeiten am allermeisten Platz ein; obwohl man Paradoxien sonst haßte, fürchtete man sich doch nicht vor dem Paradox, daß das Kleinste und Geringste eigentlich die Kunst sei. Das Unwah- re liegt darin, daß man die formale Tätigkeit einseitig her- vorhob. Eine solche Ästhetik konnte sich daher nur eine be- stimmte Zeit halten, solange man nämlich nicht darauf auf- merksam wurde, daß die Zeit ihrer und ihrer klassischen Werke spottete. Auf dem Gebiet der Ästhetik stellte diese Anschauung eine Form jenes Radikalismus dar, der sich in entsprechender Weise auf so vielen Gebieten geäußert hat, sie war eine Äußerung des zügellosen Subjekts in seiner ebenso zügellosen Inhaltslosigkeit. Diese Bestrebung hat in- dessen wie so manche andere ihren Bezwinger in Hegel ge- funden. Es ist überhaupt hinsichtlich der Hegelischen Philo- sophie eine traurige Wahrheit, daß sie, weder für die Ver- gangenheit noch für die Gegenwart, keineswegs die Bedeu- tung erlangt hat, die sie erlangt haben würde, wenn die Ver- gangenheit es nicht so eilig damit gehabt hätte, dieMenschen in sie hineinzuscheuchen, sondern hingegen etwas mehr prä- sentische Ruhe bei ihrer Aneignung, die Gegenwart nicht so unermüdlich gewirkt hätte, um die Menschen über sie hin- aus zu hetzen. Hegel setzte den Stoff, die Idee wieder in ihre Rechte ein und vertrieb damit diese flüchtigen klassischen Werke, diese leichten Wesen, Dämmerungs-Schwärmer aus den Gewölben der Klassizität. Es kann keineswegs unsere Absicht sein, diesen Werken den ihnen zukommenden Wert abzuerkennen, aber es gilt darüber zu wachen, daß man nicht hier wie an so manchen anderen Orten die Sprache ver- wirrt, die Begriffe entnervt. Eine gewisse Ewigkeit mag man ihnen zwar beilegen, und dies ist das Verdienstliche an ihnen; diese Ewigkeit aber ist doch eigentlich nur der ewige Au- genblick, den jedes wahrhaft künstlerische Werk besitzt, nicht die volle Ewigkeit mitten im Wechsel und Wandel der Zeiten. Was jenen Erzeugnissen fehlte, waren Ideen, und je vollendeter sie in formaler Beziehung waren, desto schneller verbrannten sie in sich selbst, je mehr die technische Fertig- keit sich bis zum höchsten Grade der Virtuosität entwickel- te, desto oberflächlicher wurde diese, und hatte weder Mut noch Kraft noch Haltung, um dem Sturm der Zeit zu wi- derstehen, indem sie, immer vornehmer, mit stets größerem Nachdruck den Anspruch erhob, der am besten rektifizierte Spiritus zu sein. Nur dort, wo die Idee in einer bestimmten Form zur Ruhe und Durchsichtigkeit gebracht worden ist, nur dort kann von einem klassischen Werk die Rede sein; dieses aber wird dann auch imstande sein, den Zeiten zu wi- derstehen. " |
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