Under Dekonstruktion
siehe vorläufig Leib und Seele
Januar 2007 |
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Innerlichkeit - This Mortal Coil |
Mittwoch, 17. Januar 2007
Hölderlin: Von der Unsterblichkeit der Seele
rabe489, 00:18h
DIE UNSTERBLICHKEIT DER SEELE"-
Da steh' ich auf dem Hügel, und schau' umher, Wie alles auflebt, alles empor sich dehnt, Und Hain und Flur, und Thal, und Hügel Jauchzet im herrlichen Morgenstrale. 0 diese Nacht - da bebtet ihr, Schöpfungen! Da wekten nahe Donner die Schlummernde, Da schrekten im Gefilde grause Zakigte Blize die stille Schatten. Jezt jauchzt die Erde, feiert im Perlenschmuk Den Sieg des Tages über das Graun der Nacht - Doch freut sich meine Seele schöner Denn sie besiegt der Vernichtung Grauen. Denn - o ihr Himmel! Adams Geschlechte sinds, Die diese Erd' im niedrigen Schooße trägt - 0 betet an, Geschlechte Adams! Jauchzet mit Engeln, Geschlechte Adams! 0 ihr seid schön, ihr herrliche Schöpfungen! Geschmükt mit Perlen blizet das Blumenfeld; Doch schöner ist des Menschen Seele, Wenn sie von euch sich zu Gott erhebet. 0, dich zu denken, die du aus Gottes Hand Erhaben über tausend Geschöpfe giengst, In deiner Klarheit dich zu denken, Wenn du zu Gott dich erhebst, o Seele! Ha! diese Eiche - streket die stolze nicht Ihr Haupt empor, als stünde sie ewig so? Und drohte nicht Jehovas Donner, Niederzuschmettern die stolze Eiche? Ha! diese Felsen - bliken die stolze nicht Hinab ins Thal, als blieben sie ewig so? Jahrhunderte - und an der Stelle Malmet der Wandrer zu Staub das Sandkorn. Und meine Seele - wo ist dein Stachel, Todt? 0 beugt euch, Felsen! neiget euch ehrfurchtsvoll, Ihr stolze Eichen! - hörts und beugt euch! Ewig ist, ewig des Menschen Seele. Mit grausem Zischen brauset der Sturm daher, Ich komme, spricht er, und das Gehölze kracht Und Türme wanken, Städte sinken, Länder zerschmettern, wenn ich ergrimme. Doch - wandelt nicht in Schweigen der Winde Dräun? Macht nicht ein Tag die brausende atemlos? Ein Tag, ein Tag, an dem ein andrer Sturm der verwesten Gebeine sammelt. Zum Himmel schäumt und wooget der Ozean In seinem Grimm, der Sonnen und Monde Heer Herab aus ihren Höh'n die stolze Niederzureißen in seine Tiefen. Was bist du Erde? hadert der Ozean, Was bist du? strek' ich nicht, wie die Fittige Aufs Reh der Adler, meine Arme Über die Schwächliche aus? - Was bist du, Wenn nicht zur Sonne seegnend mein Hauch sich hebt, Zu tränken dich mit Reegen und Morgenthau? Und wann er sich erhebt zu nahn in Mittemachtswolken, zu nah'n mit Donnern; Ha! bebst du nicht, gebrechliche? bebst du nicht? - Und doch! vor jenem Tage verkriechet sich Das Meer, und seiner Woogen keine Tönt in die Jubel der Auferstehung. Wie herrlich, Sonne! wandelst du nicht daher! Dein Kommen und dein Scheiden ist Wiederschein Vom Tron des Ewigen; wie götlich Blikst du herab auf die Menschenkinder. Der Wilde gaft mit zitternden Wimpern dich 0 Heldin an, von heiligen Ahndungen Durchbebt, verhüllt er schnell sein Haupt und Nennet dich Gott, und erbaut dir Tempel. Und doch, o Sonne! endet dereinst dein Lauf, Verlischt an jenem Tage dein hehres Licht. Doch wirbelt sie an jenem Tage Rauchend die Himmel hindurch, und schmettert. 0 du Entzüken meiner Unsterblichkeit! 0 kehre du Entzüken! du stärkest mich! Daß ich nicht sinke, in dem Graun der Großen Vernichtungen nicht versinke. Wenn all diß anhebt - fühle dich ganz, o Mensch! Da wirst du jauchzen, wo ist dein Stachel, Todt? Dann ewig ist sie - tönt es nach ihr Harfen des Himmels, des Menschen Seele. 0 Seele! jezt schon bist du so wundervoll! Wer denkt dich aus? daß wann du zu Gott dich nahst Erhabne, mir im Auge blinket Deine Erhabenheit - daß du, Seele! Wann auf die Flur das irrdische Auge blikt, So süß, so himmlisch dann dich in mir erhebst - Wer sah, was Geist an Körper bindt, wer Lauschte die Sprache der Seele mit den Verwesungen? - 0 Seele schon jezt bist du So groß, so himmlisch, wann du von Erdentand Und Menschendruk entlediget in Großen Momenten zu deinem Urstof Empor dich schwingst. Wie Schimmer Eloas Haupt Umschwebt der Umkreis deiner Gedanken dich Wie Edens goldne Ströme, reihen Deine Betrachtungen sich zusammen. Und o! wie wirds einst werden, wann Erdentand Und Menschendruk auf ewig verschwunden ist, Wann ich an Gottes - Gottes Trone Bin, und die Klarheit des Höchsten schaue, Und weg ihr Zweifel! quälendes Seelengift! Hinweg! der Seele Jubel ist Ewigkeit! - Und ist ers nicht, so mag noch heute Todt und Verderben des Lebens große Geseze niedertrümmem; so mag der Sohn In seinem Elend Vater und Mutterherz Durchbohren; mag ums Brodt die Armuth Tempel bestehlen; so mag das Mitlaid Zu Tigern fliehn, zu Schlangen Gerechtigkeit, Und Kannibalenrache des Kindes Brust Entflammen, und Banditentrug im Himmelsgewande der Unschuld wohnen. Doch nein! der Seele Jubel ist Ewigkeit! Jehovah sprachs! ihr Jubel ist Ewigkeit! Sein Won ist ewig, wie sein Nähme, Ewig ist, ewig des Menschen Seele. So singt ihn nach, ihr Menschengeschlechte! nach Myriaden Seelen singet den Jubel nach - Ich glaube meinem Gott, und schau' in Himmelsentzükungen meine Größe. |
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