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Innerlichkeit - This Mortal Coil |
Donnerstag, 9. August 2007
Mimikri-Modernität und Provinz-Avantgarde
rabe489, 21:35h
"ben die vielen anderen, in denen die Richtschnur der künstlerischen
Haltung sich erst herausbilden müßte. Für sie bleibt für eine wirk- liche Auseinandersetzung mit den rasch wechselnden Vorbildern keine Zeit. Dann kommt es zum Kurzschluß einer Mimikri-Moder- nität. Nicht der künstlerische Weg, der zu dieser und jener Form des Vorbilds geführt hat, ist dann maßgebend, sondern nur das Resultat, das in äußerlicher Weise, sei es wörtlich, sei es abgewan- delt, imitiert wird. Selbstverständlich gibt es verschiedene Grade dieser Abhängigkeit: Mimikri ist das eine Extrem, stilistische An- lehnung aus echten künstlerischen Gründen das andere. Stilistische Abhängigkeit als solche, uns aus allen Epochen vertraut, ist selbst- verständlich legitim, denn wem sich durch ein großes Vorbild und unter seinem Einfluß Möglichkeiten der Gestaltung offenbaren, die er zu realisieren vermag, wird, auch wenn er sich nicht weit von der Formenwelt des Vorbilds entfernt, durchaus echte Kunst schaf- fen. An den großen Modestilwellen, welche das Schaffen der Provinz-Avantgarde jeweils überfluten, ist jedoch nicht nur solche echte Abhängigkeit beteiligt, sondern auch der Wille, up to date zu sein. Man konnte das an den Wellen verfolgen, die seit anfangs der Fünfzigerjahre Europa überschwemmten: zuerst „Ecole de Paris "-Abstraktion in verschiedenen Spielarten, danach „Tachis- mus", „Lyrische Abstraktion", „Informel" und „Pop-Art", seither neue Geometrie von „Op" zu „Minimal". Das viele nur Epigonale dieser akzelerierten Nachfolge bedeutet kein großes Unglück, da es ja immer rasch vergessen wird. Mehr Gewicht hat, daß auch das Schöpferische selbst vom Aktualitäts- kult bedroht wird. Schon die Star-Rolle, die dem begabten jungen Künstler zugeschoben wird, wenn er mit einer erfundenen oder eben gerade in seinen Wirkungskreis importierten Form aufzuwar- ten hat, stellt psychologische Probleme. Daß sich der allesver- schlingende Aktualitätshunger bei der nächsten Schraubenbewe- gung mit einer ebenso betonten Kaltstellung an ihm rächt, stellt wiederum andere psychologische und meist auch ökonomische Pro- bleme, die der ruhigen künstlerischen Entwicklung nicht förderlich sind. Es kann sich dann die künstlerische Kraft, wo ihr keine entsprechende Gesinnung zur Seite steht, in einer verzweifelten Anpassung an den modischen Stilwandel geradezu aufzehren. Ein solcher Verschleiß echter schöpferischer Möglichkeiten muß unter den negativen Aspekten der Integration der Kunst und des Kunst- betriebes in die modische Konsumwelt aufgeführt werden." Zitiert aus: Franz Meyer, Bildende Kunst und Aktualität, in: Rudolf W. Meyer (Hrsg): Das Problem des Fortschrittes - Heute. Darmstadt (Wiss. Buchgesell.) 1969 |
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Letzte Aktualisierung: Fr, 26. Okt, 16:45 status
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