Under Dekonstruktion
siehe vorläufig Leib und Seele
September 2007 |
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Innerlichkeit - This Mortal Coil |
Mittwoch, 5. September 2007
Wilfried Dickhoff: "After Nihilism"
rabe489, 22:54h
Auflage 1. publ.
Titel After nihilism Jahr der Veröffentlichung 2000 Umfang IX, 292 S. : Ill. Serientitel Contemporary artists and their critics Verfasserangabe Wilfried Dickhoff ISBN 0-521-59294-1 (hb)Ï0-521-59698-X (pb) Verfasser Dickhoff, Wilfried Erscheinungsort / Entstehungsort Cambridge : Cambridge University Press Deutsch: Für eine Kunst des Unmöglichen zielt auf einen neuen Kunstbegriff, auf eine künftige Theorie der Kunst. In 34 Texten zur zeitgenössischen Kunst umkreist Dickhoff Möglichkeiten einer ethischen Fundierung von Kunst, angesichts einer gesellschaftlichen Situation, "in der es auch für die Kunst kein Außerhalb gibt" und im Hinblick auf eine Kunst des Unmöglichen:"Eine Kunst des Unmöglichen ist ein materielles Ereignis nicht positiver Affirmation, einen Hoffnungskonstruktion ohne Illusion." 457 Seiten, teilweise s/w Abbildungen, 17 x 25 cm, kartoniert, 2004. Verlag: Kiepenheuer & Witsch REZENSION IN DER FAZ: Bei Gott, die Luft wird dünn! 01. August 2001 Bei Gott, heißt es in der Kirche, sei nichts unmöglich. In der Kunstkritik, möchte man hinzufügen, auch nicht. Einen eindrucksvollen Beleg dafür bieten die versammelten Schriften von Wilfried Dickhoff, der unter dem sinnigen Titel "Für eine Kunst des Unmöglichen" ein Florilegium unmöglicher, nämlich ungenießbarer Texte an die geneigte Kunstgesellschaft bringen möchte. Weil damit das Urteil unseriöserweise schon zu Beginn der Rezension gefällt ist, erlauben wir uns ausnahmsweise, einen kleinen Einblick in unsere Rezensionspraxis zu geben. Wir wiegen den extrem schweren, auf Werkdruckpapier produzierten Band in der Hand. Nein, für die erbauliche Lektüre im Ohrensessel ist er nicht geeignet, er erheischt das ehrfürchtige Studium am Tisch. Wir beginnen zu studieren, blättern ein wenig, betrachten die reiche Garnitur mit Schwarzweißabbildungen zeitgenössischer Kunst. Einzelne Fußnoten fallen uns auf. Sie signalisieren uns, daß wir es mit einem gelahrten Autor zu tun haben, der nebst der Begegnung mit manchem Künstler, mancher Künstlerin von Jean Fautrier bis Cindy Sherman auch Benjamin, Adorno, Barthes, Lacan, Derrida, Deleuze, Lévinas, Merleau-Ponty sowie Slavoj Zizek und John Berger sich zugeführt hat. Wir stolpern sodann, uns willkürlich da und dort festlesend, über einzelne Anmerkungen, etwa diese: "Form möchte ich hier im Unterschied zu Adorno als die objektive Desorganisation eines jeglichen innerhalb eines Kunstwerks Erscheinenden zum unstimmigstimmig Beredten verstanden wissen." Womit die stilistische und intellektuelle Höhenlage des Autors angedeutet wäre. Leider müssen wir eingestehen, daß für uns hier die Luft dünn wird. Aber wie gesagt, in der Kunstkritik ist, wie bei Gott, nichts unmöglich. A propos Gott: Er kommt in diesem Band auch vor, und zwar auf Seite 33, im Kapitel mit dem entmutigenden Titel "Nirgendwie weiter", das eine "Kleine Gedankeninszenierung zur gegenwärtigen Lage und zukünftigen (Un-)Möglichkeit der Kunst" bietet. Es handelt sich um eine Zitatencollage. Ein Abschnitt, in dem der vielmögende Autor sich gleich selber zitiert, beginnt so: "Ein Tintoretto malt die Erschaffung der Welt gleich einem Langlauf, und Gott selbst im ersten Rang gibt, von rechts nach links, den Start frei. Plötzlich taucht ein Gemälde von Lotto auf, das ebensogut aus dem 19. Jahrhundert sein könnte. Und sicherlich wird diese Deterritorialisierung der Malströme, werden diese schizoiden Fluchtlinien, die am Horizont die Wunschmaschinen erstellen, in Bruchstücken des alten Codes vorgenommen oder aber neuen eingefügt, wie eine reine Axiomatik des Malens zunächst, die die Fluchtbewegungen unterbindet. So wahr ist, daß die Bewegung der Deterritorialisierung nur als Gegenstück zu residualen, artifiziellen oder nachgemachten Territorialitäten erfaßt werden kann." Auch wir fühlen uns im geistigen Schneetreiben dieser Malströme etwas deterritorialisiert, weswegen wir uns vor der Investition weiterer Lebens- und Lesezeit erst mal ins Inhaltsverzeichnis vertiefen. Dort erfahren wir, daß es dem Autor um "Nicht-Indifferenzen" zu tun ist. Mit Titeln wie "Sei Vorhang und zerreiße dich" (zu Francesco Clemente) soll unsere Neugierde angefacht werden. Leider ist diese inzwischen etwas abgeflaut, obwohl der Klappentext versprach, Wilfried Dickhoff umkreise "Möglichkeiten einer ethischen Fundierung von Kunst". Welches Unterfangen wir durchaus begrüßen würden, wären da nicht diese furchterregenden Sätze im Innern, diese dreiste Einschüchterungsprosa und geistige Hochstapelei, für die der Kunstbetrieb ein dankbarer Abnehmer ist. Daß die Dickhoffschen Elaborate fast durchweg als Künstlerelogen für Kataloge finanzkräftiger Galerien verfaßt worden sind, erklärt manches. Die Gattung ist bekannt dafür, Kunst mit dem Ruch einer für Normalsterbliche unzugänglichen Geistigkeit und Komplexität zu umgeben. Dafür ist Dickhoff mit seinen intelligent verschwurbelten Texten zweifellos der richtige Mann. Mit gelindem Schrecken stellen wir beim Blick auf die Notiz zum Autor fest, daß dieser "mehr als einhundert Kataloge und Bücher zur Kunst veröffentlichte", das Kunstprojekt "In Between" an der Expo 2000 kuratierte, unter anderem ästhetische Theorie an drei Kunstakademien lehrt sowie die Buchreihe "Kunst Heute" herausgibt. Die Kunst, den Band zu rezensieren, erscheint uns unmöglich. BARBARA BASTING |
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