Under Dekonstruktion
siehe vorläufig Leib und Seele

2012-10-26 16:45
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Innerlichkeit - This Mortal Coil: Der Salon
Innerlichkeit - This Mortal Coil
Freitag, 21. September 2007
Der Salon
Eine Schiebetür mit Milchglas und einem farbigen Blumenmotiv führte aus dem Esszimmer zu ihm. Im Salon herrschte ein Halbdunkel,das schwere stumpfgrüne Vorhänge schufen und alle Vertikalen des zwielichtigen Raumes, in diesem matten Chromoxidgrün gehalten, sich gegen das Dunkelrot des Bodens, des Tisches und der Polster mühsam behaupteten. Jedenfalls wirkte dieser melancholische Ort, der drapiert war mit Stoffen und Tüchern mit feinster Ornamentik, ebenso schwermütig, wie dessen Bewohner, ein alleinstehender Herr des Hauses, auf den in seinem jetzigen Lebensabschnitt, niemand mehr zu warten schien. Und wäre da ein Jemand, der warten würde, hätte dieser wohl schon längst erfahren, durch welche Gestalt auch immer, dass nämlicher Herr schon seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen ward, weder innerhalb noch außerhalb des Anwesens, Da es einen anderen leiblichen Bewohner des Etablissements nicht zu geben schien, wohlgemerkt leiblich, begannen die Dinge ihre Zwiesprache im Dämmerlicht der Räume und die Zeit, die in jenen eingefangen war, war längst bei diesem müden Kauderwelsch der Gegenstände stummgeworden und versiegt.

Wenn die Dinge verwaist sind, beginnen sie ihr Eigenleben. So war es auch in und mit diesem Haus. Und obwohl sich die Fenster eines Tages langsam blutrot färbten, nahmen etwaige Passanten die Veränderung in ihrer Blindheit garnicht wahr - Passanten sind für Ereignisse am Rande der Stadt immer blind und taub, muß man hierzu wissen. Wie dem auch sei, das Haus, in dessen architektonischer Mitte sich der Salon befand, führte so mehr und mehr ein abgeschirmtes und einsames Sein.

Was dann geschah, wüßte niemand zu beschreiben. Eines Tages nämlich konnte man um die Mittagszeit Geräusche aus dem Haus vernehmen, wie wenn sich ein neuer menschlicher Bewohner eingefunden hätte. Und tatsächlich: schon am darauffolgenden Abend zur Stunde der Dämmerung, ließ sich ab und an ein Mann mittleren Alters auf der Terrasse des Hauses blicken. Er schien vollkommen in seiner Schwermut aufzugehen und jetzt weiß man, wie's kommt. Auch über diesen einsamen Menschen werden eines Tages die Gegenstände triumphieren, und der wohlsituierte Herr wird wieder verschwinden, als hätte es ihn nie gegeben.
Das ist der Lauf der Welt: das Leben kommt und geht, solange der Salon dessen Mitte ist.

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Letzte Aktualisierung: Fr, 26. Okt, 16:45
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