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Innerlichkeit - This Mortal Coil: 2006-09-12
Innerlichkeit - This Mortal Coil
Mittwoch, 13. September 2006
Wie wenn am Feiertage... (Schluß)

von Friedrich Hölderlin

Und daher trinken himmlisches Feuer jetzt
Die Erdensöhne ohne Gefahr.
Doch uns gebührt es, unter Gottes Gewittern,
Ihr Dichter! mit entblößtem Haupte zu stehen,
Des Vaters Strahl, ihn selbst, mit eigner Hand
Zu fassen und dem Volk ins Lied
Gehüllt die himmlische Gabe zu reichen.
Denn sind nur reinen Herzens,
Wie Kinder, wir, sind schuldlos unsere Hände,

Des Vaters Strahl, der reine, versengt es nicht
Und tieferschüttert, die Leiden des Stärkeren
Mitleidend, bleibt in den hochherstürzenden Stürmen
Des Gottes, wenn er nahet, das Herz doch fest.
Doch weh mir! wenn von


Weh mir!


Und sag ich gleich,

Ich sei genaht, die Himmlischen zu schauen,
Sie selbst, sie werfen mich tief unter die Lebenden,
Den falschen Priester, ins Dunkel, daß ich
Das warnende Lied der Gelehrigen singe.
Dort

Es gibt verschiedene Varianten des Schlußtextes. Auf eine andere Fassung bezieht sich Martin Heidegger:
Des Vaters Stral, der reine versengt es nicht
Und tieferschüttert, eines Gottes Leiden
Mitleidend, bleibt das ewige Herz doch fest.
(Martin Heidegger, Gesamtausgabe Bd. 4, Erläuterungen zu Hölderlins Dichtung , Frankfurt a. M. 1996 ²)

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Mnemosyne (zweite Fassung) 1.Strophe

von Friedrich Hölderlin

Ein Zeichen sind wir, deutungslos,
Schmerzlos sind wir und haben fast
Die Sprache in der Fremde verloren.
Wenn nämlich über Menschen
Ein Streit ist an dem Himmel und gewaltig
Die Monde gehn, so redet
Das Meer auch und Ströme müssen
Den Pfad sich suchen. Zweifellos
Ist aber Einer. Der
Kann täglich es ändern. Kaum bedarf er
Gesetz. Und es tönet das Blatt und Eichbäume wehn dann neben
Den Firnen. Denn nicht vermögen
Die Himmlischen alles. Nämlich es reichen
Die Sterblichen eh an den Abgrund. Also wendet es sich, das Echo,
Mit diesen. Lang ist
Die Zeit, es ereignet sich aber
Das Wahre.

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Syzygie - eine erste Vertiefung
Ursprünglich stammt der Begriff "Syzygie" aus der Philosophie des Gnostikers Valentinus. Bruno Wille schreibt dazu:
Er (Valentius) bezeichnet damit polar zusammengehörige Geistwesen, engelhafte Aeonen, die aus der Ursonne, dem Quell alles Lebens ausstrahlen in die Dunkelheit, um sie zu erlösen von Nichtigkeit und im Chaos den heiligen Sinn der Schöpfung zu entwickeln. Vollendung, Ewiges Leben. Als Zöglinge jener Selbsterkenntnis, die in der platonisch-christlichen Gnosis lebt, hatten wir der Syzygienlehre besondere Hingabe gewidmet.
So kam's, daß du mit Eifer erwidertest: "Das Wort syzygie scheint auch mir zutreffend für das, was du meinst. Doch es berührt zugleich den Punkt, wo Zweifel einsetzen. Eine syzygische Ehe ist etwas so Hehres, daß ma's im Erdendasein nur selten findet. Wohl sollten die Menschen innig danach streben, Syzygien zu verwirklichen, aber wo diese einmal auftreten - wie in Diotima und Hölderlin - wird das Heiligste von der Welt brutalisiert und im Sumpf erstickt."
"Das muß ich zugeben. Ja überaus selten sind in dieser Welt syzygische Verbindungen. Aber alles Edle und Große tritt eben selten auf. Und - auch das ist selbstverständlich - es leidet hienieden."
"Hienieden, sagst du. Das klingt etwas pastoral - als ob du meintest, droben über den Wolken, in himmlischer Ferne, dort werd' es besser sein."
"Das ist bildlich gesprochen. Auf Bilder sind wir eben angewiesen, um den Mitgeschöpfen anzudeuten, was in unserer Innerlichkeit ist, unräumlich, unsinnlich, heimlich, als seelisches Erlebnis. Mein Ausdruck Hienieden meint, daß das All-Leben eine Abstufung von Wertgraden darstellt, eine Rangordnung, die aus düsterer Tiefe zu Höherem und Höchstem aufsteigt. Doch will ich keineswegs sagen, es sei das Höchste gänzlich abgeschieden von uns Menschen und erst in einem Jenseits zu finden. Vielmehr halt ich's mit dem Bergprediger: "Das Himmelreich ist in euch". Und siehst du, zu den Formen, in denen der Himmel auf Erden Platz greift, rechne ich den syzygischen Bund oder die Walküren-Ehe..." (ders., Philosophie der Liebe, Pfullingen 1930).

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Syzygie
Soviel wie "Zusammenfügung" . Der Begriff ist bei C. G. Jung (Syzygie von anima und animus) verwendet worden, begegnet aber hinsichtlich des Geschlechterspiels besonders belegt bei Bruno Wille (Philosophie der Liebe, 1930). Seine Frau Emmy Wille, die die "Philosophie..." aus dem Nachlaß herausgegeben hat, schreibt in der "Vorbemerkung" zu dem dortigen Kapitel "Ehe und Syzygie":
Unter Syzygie versteht Bruno Wille die Zusammengehörigkeit zweier Seelen von Ewigkeit her, deren Bund die Bestimmung hat, in dieser Welt Ewigkeitswerte zu schaffen. Da aber die vergänglichen Interessen meist im Gegensatz zu den unvergänglichen Werten stehen, ist die Begegnung solcher zusammengehöriger Seelen häufig mit einer tiefen Tragik ihres persönlichen Lebens verbunden.
Bruno Wille ist auch der Auffassung, dass die vollkommene Vereinigung zweier zusammengehöriger Seelen (zweier Liebender) letztendlich unmöglich ist, weil Ich und Du "in dieser Welt, wo die Seelen nur vermittels des Körpers verknüpft sein können, immer getrennt (sind) wie Pryamus von seiner Thisbe".

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