Under Dekonstruktion
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September 2006 |
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Innerlichkeit - This Mortal Coil |
Freitag, 22. September 2006
Dieses fragwürdige "Selbst", diese Sucht nach immer NEUEN Zerstreuungen
rabe489, 00:17h
Gespräche mit Künstlern kreisen meist um zwei Momente der Betrachtung der eigenen Tätigkeit.
Erstens: das Selbst, Kunst sei Selbstausdruck. Ich befürchte, das "Selbst" ist als solches garnicht richtig gedacht und identifiziert. Wenn aber darunter eigentlich das individuelle "Ich" subsumiert ist, stellt sich natürlich die Frage nach dem Grunde des Ichs, d. h. nach seiner tiefsten Wurzel ("Ich ist ein anderer": Rimbaud). Denn wenn man z. B. mit Fichte und Schelling in die tiefsten Tiefen des Ich hinabsteigt, in die dunkelsten Winkel des Selbst, das da zu Bewußtsein kommt, geschieht eine Auflösung des Ichs in einem Höheren. Meister Eckhart sagt dazu: "Wer in Gottes Grund kommen will, der muss in seinen eigenen Grund kommen". Im transzendental gedachten Selbst hat letztlich Gott seine Wohnstatt. Hier partizipert der Mensch mit einem Teil seines Seins am Göttlichen (homo caelestis). Hier hätte folgerichtig von Liebe und ihrer höheren Form die Rede sein müssen. Ein andermal. Zweitens: Die Neurose der Innovation, die Sucht nach immer neuen Zerstreuungen in der Kunst. "Ich möchte etwas machen, was noch nie da war. Etwas vollkommen Neues", so formulieren viele Künstler ihr Anliegen. Es tradiert das alte neurotische Verhältnis zwischen Salon und Avantgarde des 19. Jahrhunderts. Wichtig ist es hier festzustellen, dass es auch vollkommen andere Standpunkte im Feld des Kunstmachens gibt und gegeben hat. Ich möchte nur auf die Ikonenmaler hinweisen, die ihre glückliche Aufgabe darin sahen, ihre Ikone so zu schaffen, dass sie dem künstlerischen Vorbild möglichst nahe kam und eine künstlerische Handschrift weitgehend verleugnete. Was man mit dieser Diagnose behaupten kann, ist die Tatsache, dass sich doch die meisten der künstlerischen Produkte und ihrer Kreatoren im Bereich der doch weitgehend überlebten Moderne des 20. Jahrhunderts bewegen. Mir klingeln gleichsam die Ohren, wenn ich heute noch von Objektkunst oder Performance höre, weil diese Kategorisierungen lediglich technisch-formalistische Weisen des Kunstausübung anzeigen. "Der Künstler macht eine Performance" sagt nicht mehr aus als z. B. "Der Künstler malt ein Aquarell". Ich fürchte, ein Großteil des Publikums nimmt diese "Gaukelei" von Kunst aus einer falschen Ehrfurcht einfach hin. |
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