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Innerlichkeit - This Mortal Coil |
Dienstag, 14. November 2006
Postmoderne Beliebigkeiten
rabe489, 06:31h
Mehr und mehr gelange ich zu der Überzeugung, dass die Postmoderne nur ein letztes Aufbäumen der Moderne darstellt. Von Richard Rorty ("postempirischer Pragmatismus Nordamerikas") und Gianni Vattimo ("postmoderne Ausrichtung Lateineuropas")ist das Buch "Die Zukunft der Religion" bei Suhrkamp erschienen. Einst(Anfang der 90er) war ich positiver Leser von Vattimo. Jetzt scheint es mir zu dämmern, dass die postmodernen Attituden nur ein letztes Hallali der Moderne darstellen. In der Einleitung besagter Publikation gibt Santiago Zabala (Jg. 1975) einige Erkenntnisse zum besten, die mir außerordentlich fragwürdig, ja, außerordentlich dämlich erscheinen und gerade deswegen das Denken der Postmoderne illustrieren. Er schreibt: "Für all diese Philosophen [Rorty, Vattimo, Derrida, Gadamer, Dewey usw.] ist Objektivität eine Frage der 'intersubjektiven sprachlichen Übereinstimmung' von Menschen - und nicht eine wie auch immer geartete korrekte Repräsentation von etwas, das jenseits der menschlichen Sphäre liegt. Nach dem Ende der Metaphysik ist das eigentliche Ziel philosophischer Forschung nicht mehr der Kontakt mit etwas, das unabhängig von uns existiert, sondern Bildung, die unendliche Formung unserer selbst "(15). Und das Zitat Vattimos bei Zabala ist überdeutlich, dass nämlich Hermeneutik eine "Philosophie der Spätmoderne (sei), in der sich die Welt tatsächlich und immer umfassender in ein Spiel von Interpretationen auflöst." Es etabliert sich ein "Ich" der Willkür wenn "der geistige Fortschritt der Menschheit wesentlich darin bestanden (hat), ein 'Ich' hervorzubringen, das umfassender und freier ist als je zuvor und vor allem nicht fürchtet, die historischen Wurzeln seiner Identität zu verlieren. Es ist Deweys Verdienst, den Gedanken entwickelt zu haben, dass wir die volle politische Reife erst erlangen, wenn wir auf jegliche metaphysische Kultur, auf die Kultur des Glaubens an nichtmenschliche Mächte und Kräfte verzichten können". Die Postmoderne bekennt sich ausdrücklich zu einem nebulosen Pluralismus des Beliebigen und der Halbwahrheiten:
"Der postmoderne Mensch, der das Ende der großen vereinheitlichenden Synthesen traditionellen metaphysischen Denkens überlebt hat, vermag ohne Neurose (!) in einer Welt zu leben, in der Gott nicht mehr anwesend ist, in einer Welt folglich, in der keine stabilen und garantierten Strukturen mehr existieren, die uns eine einzige, letzte und normative Grundlage für unser Wissen und unsere Ethik bieten können. Der postmoderne Mensch, der der durch Gott gegebenen äußersten magischen Sicherheit nicht mehr bedarf, akzeptiert also, dass die Geschichte wahrscheinlich keineswegs auf seiner Seite ist und keine Macht der Welt ihm das Glück garantieren kann, nach dem er strebt. So hat der postmoderne Mensch gelernt, furchtlos in der relativen Welt der Halbwahrheiten zu leben."(Zabala, 24)Als ich dann in dem Beitrag Richard Rortys ("Antiklerikalismus und Atheismus") las: "Der Antikleriker vertritt die Auffassung, dass kirchliche Institutionen trotz allem Guten, das sie tun - trotz all dem Trost, den sie den Bedürftigen und Verzweifelten spenden -, die Gesundheit demokratischer Gesellschaften gefährden." mit der Anmerkung: "Natürlich gibt es für uns Antikleriker, die wir zugleich politisch links stehen, einen weiteren Grund zu hoffen, dass die institutionalisierte Religion letztlich verschwinden wird. Uns scheint Jenseitsgerichtetheit gefährlich,..." (108) habe ich das Büchlein - nein nicht in den Müll, sondern - einfach weggelegt, ohne den Beitrag von Vattimo anzuschauen. |
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