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Dienstag, 29. August 2006
Johann Georg Hamann
rabe489, 00:21h
Johann Georg Hamann
Sokratische Denkwürdigkeiten für die lange Weile des Publicums zusammengetragen von einem Liebhaber der langen Weile. Mit einer doppelten Zuschrift an Niemand und an Zween. Hier der Text ... link "Der romantiker kommt insofern nicht ohne klassiker aus (und umgekehrt), als er sich sonst gar nicht wahrnehmen könnte."(Herr beguinthebeguine)
rabe489, 23:24h
Wenn hier vom Widerspruch zwischen "Klassik" (eigentlich Vernunft, Verstand und Aufklärung) und der Romantik (eigentlich Gefühl, Empfindung, Intuition und Glaube) gesprochen wird, dann steht das Bild des Menschen zur Diskussion, das versteht sich von selbst, und mit ihm verhandelt man das Bild der Welt. Ich plädiere hier nicht für das Sowohl-als-auch (wie Sie, Herr beguin...)und dem Entweder-oder, sondern für die Setzung von Prioritäten, in meinem Fall "Empfindung geht über Verstand".
Der erste, der die Maximen der Aufklärung ankratzte und leise Zweifel sähte, war David Hume. Hume fragte sich, "wie er denn wissen könne, dass es überhaupt eine äußere Welt gibt, (und er kam) zu dem Schluß, dass er diese nicht logisch herleiten könne: Es gibt keine Möglichkeit, logisch zu beweisen, dass Tische existieren. Es lässt sich nicht beweisen, dass ich in diesem Augenblick ein Ei esse oder ein Glas Wasser trinke. In der Geometrie lässt sich etwas beweisen. (...) Ich kann jedoch nicht mit mathematischer Sicherheit beweisen, dass irgendetwas existiert. (...) Folglich muss ich die Welt als eine Glaubenssache akzeptieren, auf Treu und Glauben." (Isaiah Berlin, Die Wurzeln der Romantik, Berlin 2004, S. 73) Der erste, der der Aufklärung den entscheidenden Schlag versetzte und die Romantik ins Rollen brachte, war Johann Georg Hamann. Ich darf noch einmal Berlin zitieren, wobei anzumerken ist, dass die Auseinandersetzung zwischen Aufklärung und Romantik im wesentlichen eine Auseinandersetzung zwischen Franzosen - meist Adlige - und Deutschen war - die meistens aus bescheidenen Verhältnissen kamen. Berlin: "Die Franzosen hielten sich an die allgemeinen Aussagen der Wissenschaften, die aber niemals die tatsächliche und pulsierende Wirklichkeit des Lebens zu erfassen vermögen. (...)" Was die analytische Wissenschaft insgesamt mit ihrem Vorsatz der Zergliederung des Untersuchungsgegenstandes betrifft, erkannte Hamann, "dass es einen Lebensfluss gibt, der durch den Versuch, ihn in einzelne Segmente zu zerteilen, versiegt" (vgl. Bergson). Die Naturwissenschaften können über das Phänomen des Lebendigen keine erhellende Auskunft geben, weil ihre Methoden den Untersuchungsgegenstand abtöten. Soweit eine erste Stellungnahme, Herr beguinthebeguine; wahrnehmen und wahrhaft sehen, welches mit dem Herzen geschieht, sind anscheinend zwei verschiedene Paar Schuhe, die nicht von ein- und derselben Person getragen werden können. Klassik und Romantik sind zwar nach ihren historischen Vätern sehr gut genießbar, wer allerdings heute eine Orientierung sucht, der wird diese im Zeitalter der Wissenschaft und Technik, nur in einer (subversiven) romantischen Grundhaltung finden. Dennoch macht es mir - um persönlich zu werden - großen Spaß mathematische Rätsel zu lösen... Das Herz steht am Steuerrad, der Verstand ist der Rudersklave, das Schiff heißt Zukunft. Aber ein Schiff dagegen mit zwei Kapitänen würde sich nicht von der Stelle bewegen. ... link ... older stories
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