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Innerlichkeit - This Mortal Coil: 2006-08-30
Innerlichkeit - This Mortal Coil
Mittwoch, 30. August 2006
Algernon Charles Swinburne (1837-1909)

Eine Ballade vom Leben



Ich fand in Träumen einen Ort von Wind und Blumen,
Voll süßer Bäume und Farbe frohen Grases,
In dessen Mitte eine Dame stand,
Gekleidet wie der Sommer mit seinen süßen Lauben;
Ihre Schönheit, glühend wie der feurige Mond,
Machte mein Blut wallen und ohnmächtig sinken,
Einer Flamme gleich, auf die es regnet.
Gram hatte ihrer bebenden Lider Blau gefüllt,
Und ihres Mundes traurig rote schwere Rosenblüte
Schien traurig durch und durch ob froher Dinge,
die vergangen waren.

An ihren Saiten hielt sie eine kleine Zither,
In Herzensform, bespann mit eines toten
Lautenspielers
fein - farbnem Haar,
Der in längst vergangnen Jahren Köstliches geboten.
Die sieben Saiten trugen entsprechen Namen:
Die erste Saite Liebe,
Die zweite Zärtlichkeit,
Die anderen hießen Freude, Kummer, Schlaf und
Sünde
Und Liebes - Güte, die aus des Mitleids Stamm
Und völlig ohne Mitleid ist.


Drei Männer waren bei ihr, gekleidet jeder
In Gold, mit goldnen Schuhen an den Füßen;
Und mit gepflückten Weizenähren.
Des ersten Mannes Haar war um den Kopf gewunden:
Sein Gesicht war rot, sein Mund geschürzt und traurig
Sein ganzes goldenes Gewand
Bedeckt mit blassen Flecken von Staub und Rost.
Eine zerrissene Kapuze war über seine Augen
gezogen
Sein Merkmal ward auf diese Weise
Zu einem Zeichen für die Lust.

[Zweiter und dritter Mann = Scham und Furcht]

Meine Seele sprach in mir: Das ist wundersam,
Als sie sah, daß weder das Antlitz der Luft
So zart noch der Sonne Anmut so groß ist wie sie,
Wenn sie und die Sünde verwandt sind oder verliebt.
Und da ich sah, wie Jungfraun ihr auf ihren Knien
dienten,
Hieß ich eine, von diesen zu erbitten,
Dafür die Ursach' zu erfahren.
Da sagte Furcht: Ich bin Mitleid, das gestorben war.
Und Scham sprach: Ich bin Kummer, der getröste ist.
Und Lust sprach: Ich bin Liebe.


Hiermit begannen ihre Hände ein Lautenspiel,
Ihr süßer Mund ein Lied in fremder Sprache;
Und alldieweil sie sang,
War da kein Laut, nur lange Tränen

[...]

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Generation 76er: Subrevolte/Surrevolte
Nun bin ich bei dem vieldiskutierten Buch des Zöglings des Danone-Joghurtimperiums, Camille de Toledo, angekommen. Ich habe es in der letzten Stunde quergelesen und ...... es ist sehr zu empfehlen, in manchen Aussagen sogar begeisternd. Besonders gefällt die Bewußtheitder Notwendigkeit einer Überwindung des zeitgenössischen Zynismus und Nihilismus. Schlüsselwort dieses Aufstandes gegen Kapitalismus und Globalisierung ist die Romantik. Sie wird als ein Potential gewertet, das den status quo überwinden hilft.

"Wann werden wir endlich aufhören, uns dafür zu entschuldigen, romantisch zu sein? Warum nicht gleich? Hier und jetzt! Auf der Stelle. Wir bevölkern die Wüste mit singenden Bäumen und widerspenstigen Amseln. Wir lassen das zynische Lachen hinter uns und zögern nicht länger, naiv zu sein. Das Klischee ist kein Kitsch, es ist einfach nur schön. Also, was mein ihr?"

Camille de Toledo, Vorspruch
Rezensionen - Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25.11.2005 In diesem Buch diagnostiziert der junge Autor an sich selbst eine Krankheit die er "Asthma der Seele" nennt -, die die Krankheit seiner, also unserer Zeit ist, die Krankheit der globalisierten Welt. Es fehlt de Toledo, der sich im Nachwort als Sohn reicher Eltern vorstellt, an der Möglichkeit von Utopien, an einem Bereich, der abseits der Kalkulation und der Ökonomie läge. An diesem Mangel leidet er und von diesem Leiden berichtet er, in einer Mischung, so der Rezensent Claudius Seidl, von "Pamphlet, Theorie und Autobiografie". Dabei erweise er sich gelegentlich als ziemliche "Nervensäge", und ob man den Weltschmerz eines verwöhnten Söhnchens für ganz voll nehmen muss, daran zweifelt Seidl mal mehr, mal weniger deutlich. Ganz abtun will er de Toledos Suche nach einer "Romantik der offenen Augen" aber auch wieder nicht, dafür ist der "enorme sprachliche Aufwand" denn doch zu beeindruckend.

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